Samstag, 25. Dezember 2010

Indien Demografie, Maids und Bedienstete

Eine Zahlen:
Indien hat 1,2 Milliarden Einwohner und ist somit die bevölkerungsreichste Demokratie weltweit. Flächenmässig ist Indien das siebtgrösste Land der Welt. 
Von 1920 bis 1967 kam es zu einer Verdoppelung der Bevölkerung (von 250 auf 500 Millionen Einwohner), bis 2000 kam es zu einer weiteren Verdoppelung und das in nur 33 Jahren!  Man geht derzeit an von einem Bevölkerungszuwachs von 15 Millionen Menschen/Jahr aus. Das Bevölkerungswachstum erklärt sich nicht aus einer gestiegenen Geburtenrate, sondern aus der in den letzten Jahrzehnten gestiegenen Lebensdauer, das heißt der Reduktion der Sterberate, was natürlich auf  eine Verbesserung der Gesundheitsfürsorge zurückzuführen ist.
Indien gehört auch zu den Ländern, in denen es deutlich mehr Männer gibt: auf 1000 Männer kommen 933 Frauen. Eine kleine Episode dazu: Puneet ist einen Mobiltelefonshop gegangen, als Indya und ich nachkamen fragte sie: Dürfen hier nur Männer rein? Man sieht wirklich auf den Strassen mehrheitlich Männer. Die öffentlichen Busse sind voll mit Männern, man sucht verzweifelt nach Frauen ;-) Dementsprechend viel passiert hier auch in Hinblick auf sexuelle Übergriffe. In der U-Bahn gibt es  immerhin Bereiche, in denen nur Frauen einsteigen dürfen. 
Indien hat heute 34 Städte mit mehr als 1 Million Einwohner, allein der Ballungsraum Mumbai zählt über 20 Millionen Einwohner. 
Etwa ein Viertel der Bevölkerung ist zu arm, um sich eine ausreichende Ernährung zu leisten, vornehmlich trifft dies besonders auf ländliche Gegenden zu. 
2007 waren 46 Prozent der Kinder in Indien mangelernährt. Kinderarbeit wird hauptsächlich auf dem Land geleistet, da das Einkommen vieler Bauernfamilien nicht zum Überleben ausreicht. Hoch verschuldete Bauern müssen oft nicht nur ihr Ackerland verkaufen, sondern auch ihre Dienstleistungen an die Grundherren verpfänden. Dies stellt bis heute eines der größten Hindernisse in der Armutsbekämpfung dar, die Selbstmordrate unter den Bauern ist relativ hoch. Eine der Folgen ist die Landflucht, fast ein Drittel der Einwohner der Millionenstädte lebt in Elendsvierteln. 
Frauen sind in der patriarchalisch geprägten indischen Gesellschaft trotz der rechtlichen Gleichstellung von Mann und Frau nach wie vor benachteiligt. Traditionell wurde Frauen zur Hochzeit eine Mitgift  zum Aufbau eines eigenen Haushalts mitgegeben. Heute werden Brautgelder, obwohl sie seit Jahrzehnten gesetzlich untersagt sind, aus rein wirtschaftlichen Erwägungen von den Eltern des Bräutigams verlangt. In manchen Fällen übersteigen sie das Jahreseinkommen der Familie der Braut. Gelegentlich kommt es zu so genannten „Mitgiftmorden“, da die Angehörigen der Braut nicht in der Lage sind, die hohen Forderungen zu erfüllen. Die Mitgiftproblematik trägt in nicht unerheblichem Maße dazu bei, dass Mädchen meist geringer angesehen sind als Jungen oder gar als unerwünscht gelten. Tatsächlich werden weit mehr weibliche Föten abgetrieben als männliche. Bis heute ist es Ärzten gesetzlich verboten, den werdenden Eltern das Geschlecht des Babys vor der Geburt mitzuteilen. 
Klar gibt es hier zu viele arme Menschen, aber es wird langsam besser. Es wird sehr viel Medienarbeit  betrieben, um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Viele Bollywoodstars, die teilweise wie Götter verehrt werden, engagieren sich sehr im Kampf gegen die Armut. Die stark wachsende obere Mittelschicht (Einkommen von Euro 2000 bis 3000/Monat) sieht es zum Grossteil als eine Selbstverständlichkeit an, monatlich zu spenden bzw. an sozialen Projekten mitzuarbeiten. Man tut es auch, indem man seine Maids (Köchin, Putzfrau, Kindermädchen, Driver...) gut entlohnt und behandelt. Eine Köchin kommt 2x täglich, 7 Tage die Woche. Sie kommt frühmorgens, kocht Tee und Frühstück (was hier aufwendiger ist als bei uns, Parantha, Omelett, ....), dann wird schon das Mittagessen vorbereitet. Am Nachmittag bereitet sie den Nachmittagstee zu und kocht das Abendessen. Parallel dazu ist eine Putzfrau engagiert, die ebenfalls 1-2 pro Tag kommt. Die Bügelwäsche wird abgeholt, in fast jeder Tiefgarage gibt es einen einen Bügler, der seinen "Shop" dort betreibt, somit kann man die Bügelwäsche abends, wenn man aus dem Büro kommt, gleich mit nach Hause mitnehmen oder sie wird einem gebracht. Pro Stück zahlt man hier 3 Rupees, also 0,05 Cent!
All diese Dienstleistungen (Autowaschen mindestens 1/Woche, Gärtner, der die Blumen in Haus und Terrasse versorgt etc.) kosten hier extrem wenig und machen das Leben der Mittelschicht sehr angenehm. Die Frauen, sofern sie nicht arbeiten, sind damit beschäftigt, das Personal zu  delegieren und zu kontrollieren, Shoppen zu gehen, Zeitung zu lesen, ...Wenn ich darüber nachdenke, wieviel Zeit ich nur mit Kochen, Putzen, Einkaufen, Wäsche etc. verbringe, uff... Neid! Die Maids verdienen etwa 50 Euro/Monat. Viele von ihnen arbeiten in bis zu 5 Haushalten/Tag!!! Damit lebt man dann nicht auf der Strasse und kann sich eine 1-Zimmer-Wohnung leisten.  Klar können sich die Bediensteten auch freinehmen, aber halt nicht so regelmässig. Viele Bedienstete leben direkt bei ihren Dienstgebern in einem servant quarter (meist ein kleiner Raum plus Toilette/Bad, der an die Wohnung/Haus anschliesst). 
Mittlerweile hat aber jeder ein Mobiltelefon, wie ich schon in einem vorhergehenden Posting geschrieben habe, beträgt die Mobiltelefonpenetration über 100 %!!!
Hier noch ein Pic von Mandy's Maid (Köchin), Samy "on the move"... er will nie ruhig halten ;-)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen